Im Orchester-
graben
Eine Reise durch Zeit und Musik
Der Orchestergraben ist ein spannender Ort. Eine große Grube im Theater- oder Opernhaus, eingelassen zwischen Publikum und Bühne. Gerade einmal so groß wie ein Klassenzimmer. Aber reinpassen müssen über 40 Musiker:innen und mindestens genauso viele Instrumente.
Aber warum gibt es so einen Graben eigentlich? Und was machen die Musiker:innen da drin so?
Diese Seite nimmt euch mit auf eine Reise durch den Orchestergraben und die Instrumente im Badischen Staatstheater Karlsruhe.
Kapitel 1: Geschichte
Wir reisen 500 Jahre zurück in die Zeit, in der Orchester noch an königlichen Höfen gespielt haben.
Warum sitzt das Orchester im Graben?
Früher gab es nur Orchestermusik. Die Orchester sind am königlichen Hof aufgetreten und alle wollten ihnen beim Spielen zuschauen. Schließlich waren die Musiker und Musikerinnen der Hauptpunkt der Veranstaltung.
1600: Die Oper wird erfunden!
Plötzlich gab es Musik, die nicht nur aus dem Orchester bestand, sondern auch Sängerinnen und Sängern. Die Bühne musste geteilt werden. Das war manchmal ganz schön eng!
Mit den Jahren wurde die Oper immer weiterentwickelt. Die Musikstücke wurden immer länger – und die Orchester immer größer.
Da gab es nur zwei klitzekleine Probleme: Einmal war nicht genug Platz auf der Bühne. Aber noch schlimmer: Das Orchester war nun zu laut. Teilweise hat man die Sänger:innen gar nicht mehr gehört! Da musste eine Lösung her.
Richard Wagner hat eine Idee
Der berühmte deutsche Komponist Richard Wagner saß 1858 gerade an seiner Oper "Tristan und Isolde" – eine tragische Liebesgeschichte, fast 4 Stunden lang. Und eigentlich sollte die Geschichte bald aufgeführt werden.
Aber Wagner hat gestört, dass das Orchester zu laut war. Also hat er gegrübelt: Was kann ich mit dem Orchester machen, damit es leiser wird? Und dann ist ihm die Idee gekommen, das Orchester in einen Graben zu setzen. Ein Graben zwischen Bühne und dem Zuschauerraum. Dann wird das Orchester nämlich leiser, weil der Schall erst an der Wand reflektiert wird, bevor er die Zuschauer erreicht.
Also hat Wagner einen Graben einbauen lassen. Das Witzige daran: Das Orchester saß so tief darin, dass niemand mehr die Musiker:innen sehen konnte. Nur der Dirigent schaut oben aus dem Graben heraus.
Bei der Uraufführung von Tristan und Isolde wurde der Graben eingeweiht. Die Sänger standen alle auf der Bühne und Dirigent und Orchester im Graben. Das hatte ziemlich viel Erfolg. Und das Festspielhaus Bayreuth ist daraufhin berühmt für seinen speziellen Klang geworden.
Der Durchbruch
Die Idee vom Orchestergraben hat so gut funktioniert, dass danach auch andere Theater den Graben nachgebaut haben. Weltweit wurden Gräben eingebaut!
Mittlerweile gibt es richtig verrückte Orchestergräben: Welche, die man hoch und herunter fahren kann oder auch Gräben, wo ein paar hundert Leute reinpassen. Aber so einen wie in Bayreuth gibt es nirgendwo sonst. Das war eine Spezialanfertigung von Wagner.
Kapitel 2: Im Orchestergraben
Komm mit, wir schauen mal in den Graben rein!
HIGH FIVE!
5 Fun Facts über Orchestergräben, die du bestimmt noch nicht kennst:
Orchester, die nur in Orchestergräben spielen, haben einen eigenen Namen. Man nennt sie "Grubenorchester".
Konzert in Jogginghose
Es gibt nur zwei Orchestergräben, wo man die Musiker:innen gar nicht mehr sehen kann. Der eine befindet sich in Bayreuth, der andere in Oberammergau. Dort müssen sich die Musiker auch beim Konzert nicht schick machen. Sie könnten einfach in Jogginghose spielen.
Der komplizierteste Orchestergraben der Welt
Im Orchestergraben Bayreuth braucht der Schall aus dem Orchestergraben bis zum Publikum so lange, dass die Sänger:innen auf der Bühne etwas später anfangen müssen. Das ist auch für den Dirigenten nicht einfach. Manche Dirigenten kommen deswegen nie wieder nach Bayreuth, weil sie damit nicht klarkommen.
Geheimgänge
In manchen Theater- und Opernhäusern sind in den Orchestergräben Falltüren eingebaut, die von der Bühne in den Graben hinunterführen. Das wird dann verwendet, wenn Schauspieler heimlich von der Bühne verschwinden müssen.
Gefährlicher Graben
An der Sydney Opera in Australien ist ein Netz über den Orchestergraben gespannt, weil mal ein Huhn hinuntergesprungen ist und den Cellisten verwirrt hat.
Der Aufbau vom Orchestergraben
Im Graben sitzen die Instrumente so, dass die lautesten Instrumente ganz am Rand vom Orchestergraben sitzen und die leisesten Instrumente in der Mitte. Das heißt in der Praxis: Die Streichinstrumente sitzen in der Mitte und die Schlagwerker und Hörner sitzen ganz am Rand. Dadurch sind die Instrumente für den Zuschauer alle ungefähr gleich laut.
Der Dirigent steht in der Mitte auf einem Podest. Es ist super wichtig, dass wirklich alle Musiker:innen den Dirigenten die ganze Zeit sehen können. Auch die Sänger:innen, die auf der Bühne stehen, müssen den Dirigenten sehen können.
Und so sieht das Ganze dann von oben aus:
Hier kannst du direkt dein Wissen testen:
Kapitel 3: Die Musiker:innen
Was genau machen die eigentlich so die ganze Zeit im Graben?
Im Graben der Badischen Staatskapelle sitzen ungefähr 40 Musiker:innen. Die sortieren sich dann ein paar Mal im Monat im Graben ein, um bei einer Oper oder einem Ballett mitzuspielen.
Aber ist es nicht viel angenehmer auf der Bühne zu spielen? Irgendwie sieht es im Graben so eng aus...?
Wir haben die Musiker:innen mal gefragt:
Langeweile im Orchestergraben? Nix da.
Die meiste Zeit müssen die Musiker:innen tatsächlich spielen. Aber bei Mozart- oder Wagner-Opern haben die Musiker:innen manchmal Stellen, wo sie einfach eine Viertel- bis halbe Stunde nichts mehr zu tun haben und herumsitzen. Je nach dem wie frech man ist, gibt es dann unterschiedliche Tätigkeiten, denen man nachgehen kann.
Der größte Vorteil vom Orchestergraben ist eben: Man wird bei Weitem nicht so gut gesehen wie auf der Bühne. Das kann man gut ausnutzen. Wir haben die fünf verschiedenen Typen von Musiker:innen im Orchester zusammengesucht:
Die lustigsten Fails aus dem Orchestergraben
Im Orchestergraben ist es dunkel und eng – perfekte Voraussetzungen, damit auch mal was schief geht. Hier findet ihr eine Auswahl aus den Lieblingsgeschichten und Fails von Musiker:innen aus dem Orchestergraben.
Ein episches Battle
Domino-Effekt
Der verschwundene Flötenspieler
Der fliegende Wolländer
Künstlerische Freiheit
Die fliegende Tuba
Kapitel 4: Oper entdecken
Tipps und Tricks für euren Opernbesuch
5 Tipps für euren nächsten Opernbesuch
Ihr wollt in die Oper gehen, habt aber keine Ahnung wo was wie wohin? Dann lest euch vorher diese Tricks durch:
1. Schaut erstmal auf die Länge der Oper. Am Anfang ist es gut erst mal mit weniger Stunden anzufangen, statt mit einer Vier-Stunden-Oper.
2. Lest euch am Besten vorher die Handlung durch. Dann versteht ihr besser, was auf der Bühne los ist. Manchmal werden aber auch extra Kinderopern aufgeführt, wo die Geschichte erklärt wird.
3. Holt euch Plätze, bei denen ihr die Bühne gut sehen könnt. Das kann entweder ganz vorn sein. Oder oben – aber da ist man schon ein Stückchen weg.
4. Zieht euch etwas Schickes an, wenn ihr wollt. Überlegt euch, welches Kleidungsstück ihr schon länger mal anziehen wolltet. Einen schönen Rock oder einen schicken Hut? Dann fühlt man sich richtig, als würde man auf eine festliche Feier gehen.
5. Nutzt die Pause! Da kann man gut nach vorn laufen und richtig schön in den Graben hineinschauen. Oder ihr holt euch einen Snack.
Und natürlich: Habt Spaß dabei! Beobachtet das Orchester im Orchestergraben. Findet heraus, was die Musiker:innen so machen! Vor allem dann, wenn sie gerade nichts zu spielen haben.